Stolz auf die Starterkarte
Schütze Leonhard tritt am Sonntag mit dem Luftgewehr bei der Deutschen Meisterschaft in Garching-Hochbrück an
Bad Birnbach. Zu den Bergschützen Ried zählt das Talent Leonhard Zinsberger (13). Heuer qualifizierte sich der baldige Siebtklässler für die Deutsche Meisterschaft. Die Heimatzeitung erfuhr, worauf es beim Luftgewehr ankommt und was der treffsichere Rottaler diesen Sonntag bei den bundesweiten Titelkämpfen anvisiert.
Mit schwerem Gewehrkoffer und Sporttasche rückt Leonhard an. Bis der Schüler startklar ist, braucht es seine Zeit. Geordnet stellt er sich seitlich zur Zielscheibe hin. Mit dem linken Auge sieht er durchs Visier nach vorne, hält die Luft an und drückt den Abzug. "Dann schaue ich, wo die Kugel landet", so Leonhard. Ein Punkt auf dem dazugehörigen Bildschirm zeigt es deutlich an.
Da der zielsichere Rottaler bei der Bayerischen Meisterschaft die Quali-Norm für die bundesweiten Titelkämpfe erfüllte, erhielt er diese Starterkarte für Schüler bis 14 Jahre zugeschickt. −Fotos: Slezak
Stets hängt die Zielscheibe zehn Meter entfernt. Die Kugeln bestehen aus Blei und werden Diablo genannt. Eine Serie besteht aus zehn Schüssen. Wer die Mitte trifft, erhält zehn Punkte. "Bei zehn Schüssen bin ich mit 90 plus zufrieden", sagt Leonhard. Um ein Spitzenresultat zu erzielen, empfehlen Experten die richtige Mischung aus Konzentration und Lockerheit.
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Leonhard ist bereits auf einem guten Weg. Verkehrte Welt: Ausgerechnet dann gerät er ins Schwitzen, wenn er nach einem Start mit zwei, drei Volltreffern anfängt nachzudenken. "Dann ist es nämlich mit der Genauigkeit vorbei", gesteht Leonhard. Andersrum zeigt er sich besonders treffsicher, nachdem die ersten Schüsse die Mitte der Scheibe verfehlen.
Die Jugend der Rieder Bergschützen trainiert jeden Samstag ab 17 Uhr im Gasthaus Kurzbuch in Hirschbach. Der ältere Bruder eines Kameraden nahm den Schüler aus Pfarrkirchen vor fünf Jahren dorthin mit. "Ich dachte erst, das ist nichts für mich, weil ich ein ruhiger Typ bin", erinnert sich Leonhard. Bei seinem Schnuppertag entschied er das ausgetragene Turnier jedoch für sich. Jenseits seiner anfänglichen Skepsis weiß er heute: "Zum Schießen gehört, ruhig zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen."
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Mit 20 Schüssen zur Deutschen Meisterschaft
Zunächst schoss der seltene Linksschütze Leonhard mit dem Lichtgewehr. Seit er zehn Jahre alt ist, stieg er mit Sondergenehmigung auf das Luftgewehr um. Regulär geht das ab zwölf. "Damit macht es nicht mehr klack, sondern leise bumm." So erklärt Leonhard den kleinen Unterschied. Seit einem Jahr schießt er nicht mehr mit Auflage, sondern frei im Stehen.
Neben einer Handvoll Turnieren pro Jahr nimmt der Gymnasiast auf allen Ebenen an Meisterschaften teil. Erst bei den Bayerischen Titelkämpfen im Juli qualifizierte er sich für die "Deutsche". Die variable Quali-Norm lag bei 185,2 Ringen. "Ich habe mit 20 Schuss 186,1 Treffer erzielt", gibt Leonhard zu Protokoll. Angewandt wird dabei die Zehntelwertung, das Ergebnis also mit Kommastelle gerechnet. Ein Schuss ganz in die Mitte bringt zum Beispiel 10,9 Punkte.
Beim Training feuert Leonhard vier Serien ab. "Danach kaufe ich mir einen Spezi und einen Schokoriegel." Vor der anstehenden Deutschen Meisterschaft absolvierte er zwar nur wenige Übungseinheiten extra. Erstmals wird er allerdings nicht nur mit Schießjacke und -handschuhen antreten, sondern zusätzlich mit Schießschuhen und -hose. "Damit habe ich einen besseren Stand und bin in der Hüfte stabiler", hofft Leonhard. Die Ausrüstung ist ein Geschenk seines Opas, ebenso sein eigenes Luftdruckgewehr der Marke Walther. "Das nehme nur ich her", freut sich der talentierte Schießsportler. Daheim bleibt das Sportgerät fest im Koffer verschlossen.
Vorderes Mittelfeld als Zielvorgabe
Gleich nach der Bayerischen Meisterschaft wusste der treffsichere Rottaler noch nicht, dass er sich für die Deutschen Titelkämpfe in der Altersklasse bis 14 Jahre qualifizieren konnte. Erst zwei Wochen später erhielt er die so genannte Starterkarte zugesendet. Leonhard: "Das hat mich riesig gefreut."
Diesen Sonntag geht es zeitig nach Garching-Hochbrück nördlich von München. Auf der dortigen Schießanlage von Olympia 1972 trifft sich der Nachwuchs an zwei Mal 50 Ständen. Leonhard: "Die Größe macht schon was her." Um 11.45 Uhr ist es soweit: An Stand 73 beweist der junge Rottaler sein Zielwasser bei zweimal zehn Schuss mit Zehntelwertung. Was die Platzierung betrifft, kündigt der junge Schütze an: "Ich will im vorderen Mittelfeld landen." Und: "Ich hoffe, dass ich nicht zum ersten und letzten Mal bei der Deutschen Meisterschaft mit dabei bin."